- ABGESCHLOSSEN. FOLGEPROJEKT IN PLANUNG -

ZeitenWelten. Zur Verschränkung von Weltdeutung und Zeitwahrnehmung im frühen und hohen Mittelalter - Dr. Anja Rathmann-Lutz (Projektleitung)

(DFG-Netzwerk, Laufzeit: 2012–2015)

Zeit und Raum sind Grundbedingungen unserer Existenz; nicht zuletzt deshalb sind ihre unterschiedlichen Wahrnehmungsweisen Gegenstand wissenschaftlichen wie auch gesellschaftlichen Interesses. Raum und Zeit haben als Thema unter dem Eindruck massiver Veränderungen unserer Lebensumstände an Aktualität gewonnen. Beide entziehen sich einer logisch-objektiven Messbarkeit und haben trotz aller Bemühungen, sie in objektiven Systemen zu erfassen, eine bedeutende subjektive, aus sozialen Zusammenhängen heraus entstehende Dimension.
Mit einer Reihe wichtiger Arbeiten zur historischen Wahrnehmung von Raum hat sich die Mediävistik in die aktuelle Debatte eingeschaltet. Die Kategorie der Zeit jedoch blieb bislang weitgehend unberücksichtigt. Dabei könnte gerade die Mediävistik zum Ideengeber werden, da das Mittelalter seine Zeitkonzepte nicht nur aus der – kausalen – Sequenzierung von Zeit schöpfte. Mittelalterliche Zeitmodelle sind durch ein Wechselspiel von zyklischer, linearer und geschichteter Zeit geprägt und wurden anhand der Bibel oder an ihr erprobter Deutungsmuster definiert, womit sich mit heutigen Phänomenen vergleichbare, der linearen Sequenzierung von Zeit enthobene Strukturen ergeben. Obwohl die mittelalterlichen Bedingungen der Zeitwahrnehmung also ein aktuelles Forschungsfeld sein sollten, sind sie kein gängiges Anliegen mediävistischer Forschung. Eben diese Forschungslücke möchte das Projekt füllen, indem es Prozesse beleuchtet, die zur Konstruktion und Konstitution zeitlicher Zusammenhänge beitrugen.

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