Peter Lombard’s Sentences : Projekt-Koordination und Datenbank-Design

Prof. Dr. Ueli Zahnd

Commentaries on Peter Lombard’s Sentences : Projekt-Koordination und Datenbank-Design

Kurzbeschrieb:
Die Sentenzen des Petrus Lombardus (1157 verfasst) werden bis in die frühe Neuzeit hinein als grundlegendes Handbuch von Theologen verwendet und kommentiert. Heute noch sind rund 1500 Sentenzen-Kommentare bekannt, in denen auf der Grundlage des Sentenzentexts die brennenden theologischen und philosophischen Fragen der jeweiligen Epoche erörtert werden. Die Société Internationale pour l'Étude de la Philosophie Médiévale (SIEPM) hat ein Projekt unter der Gesamtleitung von Bill Courtenay, Madison, und Paul Bakker, Nijmegen, initiert mit dem Ziel, ein in die Jahre gekommenes Repertorium dieser Sentenzenkommentare zu erneuern. In sieben Teilprojekten, die sich um je unterschiedliche Epochen der Sentenzentradition kümmern (vgl. das ebenfalls in Basel angesiedelte Teilprojekt zum 15. Jahrhundert), wird das von Stegmüller zusammengetragene Material grundlegend gesichtet, überarbeitet und ergänzt. Ueli Zahnd waltet als Koordinator des Gesamtprojekts und konzipiert eine Datenbank und eine Weboberfläche, über die das Material gesammelt, bearbeitet und präsentiert wird.

Ausführliche Beschreibung:
Beim geplanten Sentenzenprojekt geht es um weit mehr als eine blosse Neuauflage von Stegmüllers Repertorium (Wiesbaden 1947). Grundsätzlich ist der neue Katalog zwar weiterhin als Hilfsmittel gedacht für alle, die diese Sentenzentradition erforschen wollen, und muss daher in erster Linie zwei Arten von Informationen bieten: erstens dazu, welche Kommentare es gibt und wie ein Kommentar erreichbar ist (bekannte Handschriften, Drucke und Editionen, sowie bibliographische Kriterien zu Abfassungszeit und -ort, Umfang, etc. und einige grundlegende Informationen zum jeweiligen Autor); und zweitens darüber, welche Forschung (publizierte und laufende) es zu einem Kommentar gibt, so dass ersichtlich wird, wo man sich weitere Informationen zu einem Kommentar holen kann. Es geht nun aber darum, vor allem die Informationen des ersten Typs in einer Struktur zu speichern, die auch wesentlich komplexere Abfragen ermöglicht: so liesse sich, wenn die Informationen beisammen sind und die Struktur geeignet gewählt ist, beispielsweise alle Kommentare abfragen, welche zwischen 1330 und 1350 von Autoren verfasst worden sind, die in Beziehung zu einer norditalienischen Dominikaner-Schule stehen, oder es könnte nach Kommentaren gesucht werden, von denen nachweislich eine Abschrift zwischen 1450 und 1465 im südwestdeutschen Raum vorhanden war.
Das Projekt greift hierfür auf eine relationale Datenbank zurück, die mit Verknüpfungen zwischen einzelnen Entitäten (Personen, Kommentare, Abschriften) arbeitet: Es gibt Autoren, die mehrere Kommentare verfasst haben, es gibt (sehr wenige) Kommentare, die von mehreren Autoren verfasst worden sind; die meisten Kommentare sind in mehreren Handschriften und teils auch in frühneuzeitlichen Drucken überliefert; einige Kommentare sind in den letzten 150 Jahren ediert worden. Zudem sind bisweilen Personen, welche selbst einen Kommentar verfasst haben, für die Edition eines älteren Kommentars verantwortlich, oder sie haben eine abgekürzte Version eines älteren Kommentars herausgegeben. Handschriften sind ihrerseits von Personen in Auftrag gegeben, geschrieben und gesammelt worden; schliesslich sind Personen, Kommentare, Handschriften und Drucke mit bestimmten Orten und bestimmten Daten verknüpft.
Das Projekt lässt sich nun sowohl von einem ‘top-down’-Zugang als auch von einem ‘bottom-up’-Zugang her verstehen: top-down geht es um Kommentare, die in einer Vielzahl von Erscheinungsformen (Manuskripte, Drucke, etc.) vorhanden sind. Bottom-up geht es vor allem um eine enorme Menge an Manuskripten, die in Bibliotheken liegen, Teile von Sentenzenkommentaren enthalten und insofern mit anderen Manuskripten verwandt sind. Um die beiden Zugänge zu vereinen, orientiert sich das Projekt an den Functional Requirements for Bibliographic Records (FRBR), in denen zwischen Works (ein Kommentar), Expressions (in seiner ersten, zweiten, ... Lesung), Manifestations (Handschriften, Drucke und Editionen einer bestimmten Lesung) und Items (einzelne Exemplare einer bestimmten Edition) unterschieden wird. Interessant sind vorläufig vor allem die Expressions- und Manifestations-Ebene, doch lassen sich über Verknüpfungen die weiteren Ebenen problemlos mit einbeziehen. Neben dem FRBR-Modell orientiert sich das Projekt zudem für Personen an den Normdateien der VIAF und für Handschriften am Metadaten-Schema der Text-Encoding-Initiative. Kooperationen bestehen oder sind angedacht mit dem ENRICH-Projekt der tschechischen Nationalbibliothek, sowie dem THESIS-Projekt des Institut pour la recherche et l'histoire des textes, Paris.
Über eine Web-Oberfläche wird der Zugang zu dieser Datenbank bereitgestellt – sowohl um die Datensätze zu bearbeiten, als auch um sie abzufragen. Ein entsprechendes Rechtesystem regelt, wer einen Datensatz bloss einsehen und wer ihn editieren darf.

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