Nachruf auf Prof. Dr. Seraina Plotke

Erschüttert nehmen wir Abschied von einer langjährigen Kollegin der Mediävistik Basel. Nach kurzer schwerer Krankheit ist Prof. Dr. Seraina Plotke am 27. Oktober 2020 viel zu früh im Alter von 48 Jahren verstorben. Über viele Jahre prägte sie das mediävistische Milieu der Universität Basel und engagierte sich stets für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen mediävistischen Fachbereiche.

Nach einem Studium der Germanistik, Latinistik und Philosophie in den Jahren 1992 bis 1999 wurde sie 2005 ebenfalls an unserer Universität promoviert mit einer Dissertationsschrift zu visueller Poesie des 17. Jahrhunderts und 2012 mit der Venia Legendi Deutsche Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sowie Neulatein habilitiert. 2019 erhielt sie einen Ruf auf eine Professur für Germanistische Mediävistik an der Universität Bamberg.

In ihrer Forschung verfolgte Seraina Plotke kulturwissenschaftliche und historisch-narratologische Fragestellungen und widmete sich immer wieder der Materialität der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Textüberlieferung. Mit ihrem jüngsten Forschungsprojekt, dem SNF-Projekt Sebastian Brant im Schnittfeld frühneuzeitlicher Textkulturen setzte sie eine Schlüsselfigur des Basler Humanismus in den Fokus ihrer Forschung.

Sie hinterlässt ein grosses Oeuvre mit drei Monographien, Editionen, Sammelbänden und Aufsätzen, das die Vielseitigkeit und das grosse Spektrum ihrer Forschungsinteressen von der frühneuzeitlichen Emblematik über die Sprache der Trauer und die Semantik der Seelenruhe im Mittelalter bis hin zur Stimme des Erzählens in der mittelalterlichen Handschriftenkultur aufzeigt. In den vielen von ihr an der Universität Basel organisierten Tagungen lud sie immer wieder zum interdisziplinären Dialog über die Epochengrenzen hinweg ein.

Seraina Plotke hat sich sehr stark für die Zusammenarbeit und Institutionalisierung der Basler Mediävistik engagiert, im Leitungsgremium mitgearbeitet und immer wieder neue Initiativen auf den Weg gebracht, auch im Rahmen des EUCOR-Verbunds mit den Universitäten Freiburg und Strasbourg. Dabei war ihr auch immer der Einbezug des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Studierenden ein grosses Anliegen.

Mit ihrem Tod verliert die interdisziplinäre Mediävistik eine Kollegin mit grosser wissenschaftlicher Leidenschaft und Neugierde. Die Mediävistik Basel wird Seraina Plotke in dankbarer Erinnerung behalten und trauert mit ihren Angehörigen.

Maarten Hoenen

Lena Rohrbach

Jan Rüdiger